Alfred von Wessex "der Große" und die Wikinger
Sechs Generation nach dem Sachsen-Anführer Inglid Atheling findet sich als einer der Söhne von König Æthelwulf von Wessex (806 bis 856) und seiner Frau Osburh als jüngster Sohn König Alfred der Große von Wessex (49 bis 26.10.899). Ab 871 war er König der Westsachsen und ab 886 der Angelsachsen. In seiner Jugend wurde Alfred nach Rom zu Papst Leo IV. geschickt. Bevor er selber König wurde, waren seine älteren Brüder Æthelbald (um 834 bis 20.12.860) und Æthelberht von Wessex und Kent (um 835 bis 865) an der Macht. Die beiden haben sich nach dem Tod ihres Vaters das Reich aufgeteilt, wobei Ersterer Wessex erhielt und Æthelberht die Teilkönigreiche Kent, Surrey und Essex. Während ihrer Regierungszeit plünderte der Wikinger Ragnar Lodbrok Kent und Northumbrien. Auf die Beiden folgte 865 ihr jüngerer Bruder Æthelred I. (um 837 bis 23.04.871) als König von Kent und Wessex.
Nach Æthelreds Tod wird Alfred 871 König von Wessex. Im Jahr 868 hatte Alfred noch zusammen mit seinem Bruder vergeblich versucht, die Wikinger aus dem Gebiet von Mercia fernzuhalten. 870 wandten sich die Wikinger Wessex, dem letzten angelsächsisch beherrschten Königreich zu. In dem folgenden Jahr kam es zu fünf Schlachten zwischen Dänen und Sachsen, dabei siegten die Wikinger dreimal (z.B. in der Schlacht von Reading), die Sachsen zweimal (bei Englefield und Ashdown). Eine endgültige Entscheidung konnte nicht herbeigeführt werden. Vermutlich starb Æthelred I. im April 871 an den Folgen einer Verwundung aus der Schlacht bei Merton. Zufrieden mit ihren Raubzügen durch Wessex zogen sich die Wikinger wieder zurück und bauten ihre Herrschaft in den anderen britischen Reichen aus. Die Lage in Wessex blieb unsicher und geprägt von zahlreichen Schlachten, wobei Alfred beinahe in Gefangenschaft geraten wäre. Nach seiner Flucht nach Athelney stellte Alfred ein neues Heer auf, mit dem er 878 bei Edington in Wiltshire einen wichtigen Sieg errang. Sein Gegner König Guthrum von Ost-Anglia ließ sich daraufhin taufen und zog sich in sein Königreich zurück.
Zeichnungen von den englischen Königen Egbert „the Great“, seinem Sohn Æthelwulf und seinem Enkel Alfred „the Great“ (Quelle: Von Unbekannt - http://www.bl.uk/manuscripts/FullDisplay.aspx?ref=Royal_MS_14_B_V, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=28008709), Von Unbekannt - http://www.bl.uk/manuscripts/FullDisplay.aspx?ref=Royal_MS_14_B_V, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=28008694)
Die ruhigeren Folgejahre nutzte König Alfred, um über 30 Ortschaften in Wessex unter Einbeziehung alter Wallanlagen und römischer Wehranlagen befestigen zu lassen. Zur Finanzierung der Festungsarbeiten führte Alfred eine Hufensteuer ein und zog die Bauern mit zur Verteidigung heran, die neben den regulären Truppen den Fyrd bildeten. Neben der Rüstung verfolgte Alfred eine vorteilhafte Heiratspolitik zur Verstärkung seines Einflusses in den anderen Regionen. 866 konnte er in London einziehen und seinen Schwiegersohn Æthelred als Statthalter installieren. Indem er sich als Schirmherr aller Engländer erklärte, weitete er seinen Einfluss aus und erreichte die Teilung des Königreichs Mercia in einen dänischen und einen englischen Teil.
892 kam es zu erneuten Einfällen der Wikinger in Wessex und auch eine von Alfred aufgebaute Kriegsflotte hatte zunächst keinen Erfolg. Nachdem die Dänen Wessex wieder in erhebliche Bedrängnis gebracht hatte, konnte Alfred mit einem vereinten Heer die Wikinger schlagen. Während seiner Herrschaft hat Alfred zahlreiche Klöster in seinem Herrschaftsgebiet gegründet und sich ähnlich wie die Frankenkönige um die Stärkung geistiger und kultureller Werte bemüht. Er erlernte selber noch mit 36 Jahren die lateinische Sprache und übersetzte Das Werk „Trost der Philosophie“ von Boethius. Als er am 26.10.899 starb, gab man ihm als einzigem englischen König den Beinamen „der Große“.
Nach Alfreds Tod wird sein zweitältester Sohn Eduard von Wessex (um 871 bis 17.07.924) sein Nachfolger als König von Wessex. In meiner Blutlinie folgt seine Tochter Ælfthryd von Wessex (877 bis 07.06.929), die vor 899 den flandrischen Markgrafen Balduin II, „den Kahlen“ (864 bis 10.09.918) heiratet. Eine zweite Blutlinie wird über Eduard von Wessex und seine Frau Edviga von Kent (876 bis 25.08.962) gebildet, deren Tochter Eadgifu von England (902 bis 955) im Jahr 937 den westfränkischen König Karl III., „den Einfältigen“ 17.09.929 bis 17.09.879), heiratet. Er ist der Vater von König Ludwig IV. (10.09.920 bis 10.09.954) und Prinzessin Ermentrud von Lothringen (geboren um 912), die Pfalzgraf Gotttfried von Lothringen heiratet. Die nachfolgende Ahnentafel zeigt die Nachkommen in der direkten Blutlinie aus dem angelsächsischen Familienzweig beginnend mit König Æthelwulf von Wessex bis zu den Herzögen von Lothringen und den Grafen von Flandern und Boulogne.
Interessant ist ein Blick auf die Vorfahren von Alfreds Ehefrau Königin Eahlswith von Wessex (um 852 bis 10.12.905). Ihre Eltern stammen aus dem Königreich Mercia. Sowohl von Seiten ihrer Mutter Edburga von Mercia (830 bis 904) als auch von ihrem Vater dem Ealdorman Æthelred Mucel von Gaini (825 bis nach 895) stammt sie von angelsächsischen Herzögen und Königen von Mercia ab, wie die nachfolgende Ahnentafel ausweist. Der Earldorman (auf deutsch „Aldermann“ steht einer Grafschaft vor, befehligt das Aufgebot an Kriegern aus der Grafschaft und sitzt gemeinsam mit dem Bischof dem Grafschaftsgericht vor. Der Earldorman ist zudem als Mitglied des „Witenagemot“, dem Rat des Großen des Landes, ein wichtiger Berater des Königs. Die frühesten Vorfahren aus dieser Linie sind König Cynewaldd von Anglia (um 505 bis 566) und sein um 492 geborener Vater Cnbebba von Mercia. Nach 879 wurde Ost-Anglia von Dänen besiedelt. Im Jahr 917 hat Æthelwold, der älteste Sohn von Æthelred I., die Dänen in Ost-Anglia zu einem Angriff auf die Truppen von König Eduard von Wessex aufgestachelt, die zu der Schlacht von Holme führte. Die Dänen blieben siegreich, erlitten aber so starke Verluste, einschließlich des Todes von Æthelwold, so dass sie von weiteren Angriffen absahen.
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