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16. Jahrhundert

Zeitzeugnisse aus dem 16. Jahrhundert

3. Abgaben der Bauern aus der Familie Kaack von 1501 und 1564

Als drittes Zeitzeugnis nach dem Vertrag ven Gottfried Steinhaus von 1341 und dem Wasmer-Kreuz von 1430 sollen Abgaben-Bescheide aus dem 16. Jahrhundert Erwähnung finden. Schon im 15. Jahrhundert muss es Vertreter der Familie Kaack in Mühbrook gegeben haben. Der König hatte dem Fräulein-Kloster in Bordesholm Abgaben auf die Ländereien in Mühbrook zugebilligt und es liegen frühe Abrechnungen von 1501 und 1564 vor, in denen die Abgaben 1501 Abgaben von einem Clawes und einem Henneke Kack aufgeführt sind. In der Abrechnung von 1564 werden ein Clawes und ein Hanß Kaeck aufgelistet. Dies werden vermutlich Vorfahren der späteren Mitglieder der Kaack-Familie gewesen sein, die eigene Ländereien besaßen und daher abgabenpflichtig geworden sind. 

Der früheste nachgewiesene Vorfahre der Familie ist der um 1585 geborene und in Mühbrook verstorbene Hufner Lorenz Kaack, weitere Daten über ihn sind nicht bekannt. Sein etwa 1620 in Mühbrook geborener Sohn Frenz Kaack war mit einer Margaretha verheiratet und starb 1670. Auf ihn folgte sein gleichnamiger Sohn Frenz Kaack, der gegen 1650 in Mühbrook zur Welt kam. Außer ihm hatten Margaretha und Frenz vier weitere Kinder: Hans (um 1652 bis 1713, ebenfalls Hufner in Mühbrook), Anike, Jochim und Heinrich.

Lorenz Kaack hatte spätestens ab 1606 einen Hof in der Dorfstraße 28 in Mühbrook mit einer Vollhufe Land. Die nachfolgenden Informationen zu dem Hof und seinen Besitzern wurde dem „Hufenbuch“ von Jürgen Kaak, wie ich ein Nachkomme von Frenz Kaack, entnommen. Das heute an dieser Stelle befindliche Gebäude hat der spätere Hufner Carsten Reese um 1742 errichtet.

 

4. Der Thormählen-Hof in Kollmar Langenhals seit 1561

Carsten Dose wurde am 26.05.1810 in Kollmar im Kreis Steinburg (in der Nähe von Glückstadt) geboren und ist vermutlich gegen 1835, vor der Geburt seiner sechs Kinder nach Hedwigenkoog umgezogen, wo er seit dem 16.03.1832 Hofbesitzer war und ab dem 04.12.1867 als Kooginspektor tätig. Er starb am 26.02.1905 mit fast 95 Jahren. Seine Ehefrau Margaretha Thormählen wurde geboren am 30.01.1808 im adligen Gut von Klein Kollmar, ebenfalls im Umland von Glückstadt (sie verstarb am 14.02.1880). Nach der Hochzeit am 17.05.1834 kam neben Hermann (12.09.1836 bis 23.06.1911) am 05.04.1840 der spätere Hofbesitzer in Reinsbüttel Jacob Dose zur Welt, der am 03.02.1865 C. M. Louise Johannsen (14.05.1846 bis 27.06.1884) geheiratet hat; sie bekommen einen Sohn und drei Töchter. Der dritte nach seinem Vater benannte Sohn Carsten Dose (1847 bis 26.06.1859) stirbt noch als Kind mit 11 Jahren. Margaretha und Carsten bringen zudem drei Töchter zur Welt: am 26.05.1835 Catharina H. Julie, am 06.05.1838 Cäcilie Jakobine Luise und als jüngste Tochter am 29.12.1842 Margarethe C. A. Dose, die am 22.03.1865 Peter H. Kröger (14.07.1842 bis 28.04.1895) ehelicht. Das Paar bekommt zwischen 1866 und 1883 elf Kinder, sieben Söhne und vier Töchter.

Warum die Familie aus der Gegend von Glückstadt nach Wesselburen umgezogen ist, konnte nicht ermittelt werden. Carsten trug den gleichen Namen nach seinem Vater Carstens Dose (01.05.1779 bis 05.03.1845), der um 1800 die von Neuendorf stammende Ida Magens (31.03.1774 bis 29.12.1840) heiratete. In Abwandlung des Namens hieß sein Vater Harm Hermann Dose (1729 bis 1785), der in Neuendorf lebte und starb und dort die aus Elmshorn stammende Metta Heins (gestorben 1812) heiratete. Er wurde nur 56 Jahre alt und sein Sohn Carsten war bei seinem Tod erst sechs Jahre alt.

Der Vater von Harm Hermann hieß Jacob Dose (15.09.1689 bis 17.02.1760) und heiratete 1716 in Groß-Kollmar Margarethe Thormählen (1697 bis 1767). Beide verbrachten ihr gesamtes Leben in Neuendorf. Margarethe hat sich scheiden lassen und heiratete am 05.09.1727 zum zweiten Mal, Harm Scharmer (15.05.1698 bis 20.04.1740) aus Herzhorn, ebenfalls im Kreis Steinburg gelegen. Mit Harm Scharmer zeugte Margarethe zwischen 1728 und 1740, dem Todesjahr von Harm, drei Töchter und zwei Söhne, deren Entwicklung nicht weiterverfolgt wurden. Mit Jacob Dose hatte sie bereits sechs Kinder, drei Söhne und drei Töchter, der älteste Sohn Hinrich Dose wurde 1717 geboren (gestorben 1805). Harm Hermann Dose (1729), der jüngste Sohn, kam zwei Jahre nach der Hochzeit mit Harm Scharmer zur Welt und ein Jahr nach der Geburt von dessen Tochter Wobber Scharmer im Juni 1728! Margarethe Thormählen führte anscheinend im frühen 18. Jahrhundert eine Dreiecksbeziehung, aus der insgesamt elf Kinder hervorgegangen sind.

Die Eltern von Margarethe, Harm I. Thormählen (16.03.1668 bis 20.12.1739) und Beke Schacht (1673 bis 1757), stammen aus den Dörfern Herzhorn und Langenhals in der näheren Umgebung. Aus Klein-Kollmar bzw. Moorhusen kommen die Eltern von Harm I., Jacob Thormählen (02.09.1631 bis 12.03.1676) und seine Frau Margarethe Tiedemann (1636 bis 23.02.1700). Die frühesten bekannten Vorfahren mit dem Namen Thormählen sind Jacobs Eltern Albert Thormählen (um 1593 bis 1653) und seine Frau Elsabe Schinkel (1593 bis 1675), die 1620 in Groß Kollmar geheiratet haben. Aber bereits um 1561 soll es einen Hof an der gleichen Stelle wie heute gegeben haben, der bis heute durchgehend von Vertretern der Familie Thormählen bewirtschaftet wurde, immerhin über 450 Jahre lang. Der letzte meiner direkten Vorfahren unter den Hoferben war Harm Thormählen (1732 bis 16.04.1793). Seine Enkelin Margaretha Thormählen (30.01.1808 bis 14.02.14.02.1880) könnte hier geboren und aufgewachsen sein, bevor sie mit ihrem Ehemann Carsten Dose nach Hedwigenkoog gezogen ist.

Margaretha Thormählen, die Mutter von Hermann Dose, lebte vom 30.01.1808 bis zum 26.03.1846, somit 111 Jahre später als die gerade erwähnte Margarethe Thormählen. Dies ist allerdings nicht die einzige bemerkenswerte Tatsache in Verbindung mit dem älteren Ehepaar Jacob Dose und Margarethe Thormählen. Alle fünf Kinder der Familie verbringen ihr gesamtes Leben in Neuendorf. Beachtung verdient Margarethe Dose, eine Schwester von Harm Hermann. Sie wurde am 04.01.1727 geboren und starb am 06.08.1767, damit war sie zwei Jahre älter als Harm Hermann. Margarethe heiratete mit knapp 16 am 18.11.1742 den 34 Jahre älteren, 1693 in Neuendorf geborenen Harm Hesebeck und hatte mit ihm eine Tochter und zwei Söhne. Nach einer Scheidung heiratete sie 1748 mit 21 Jahren ein zweites Mal, den 1720 in Hanredder geborenen Hinrich Möller, mit dem sie am 27.02.1749 einen Sohn, Hinrich Möller hatte. Die Tochter Margareth Hesebeck aus der ersten Ehe wurde am 13.010.1743 in Neuendorf geboren und starb dort am 04.04.1811.

Margareth vermählte sich mit dem aus dem benachbarten Klein-Kollmar stammenden Harm Thormählen (1732 bis 1793), der vermutlich ein Verwandter von Margarethe Thormählen von 1697 war (vielleicht eine Großtante) und gebar 8 Kinder, darunter den Sohn Jacob Thormählen, der am 14.09.1774 in Neuendorf zur Welt kam und am 30.11.1870 mit immerhin über 96 Jahren starb. Am 18.05.1803 heiratete er mit 29 Jahren in Langenhals die 1783 in Kollmar geborenen Cilia Möhler, die 1858 verstarb. In der Familie gab es drei Kinder, zwei Töchter und einen Sohn. Eine Tochter ist die schon bekannte Margaretha Thormählen, die am 30.01.1808 in Langenhals zur Welt kam und 1846 Carsten Dose (20.12.1823 bis 26.02.1905) heiratete. Somit haben Carsten Dose und Margarethe Thormählen die gleichen Ur-Urgroßeltern: Jacob Dose und Margarethe Thormählen! Die Wahrscheinlichkeit für eine solche Verbindung zwischen zwei Familien ist bei einem über Generationen ortsgebundenen Leben in sehr kleinen Gemeinschaften nicht gering.

 

5. Taufeintrag für Jacobus Funccius von 1579

Einer der frühesten Einträge in einem Kirchenbuch, die mir vorliegt, stammt vom 06.06.1579 und wurde zur Taufe von Jacobus Funccius in Ulm erstellt. Im Vergleich zu vielen anderen (in der Regel späteren) Einträgen in Kirchenbüchern ist dieser sehr knapp abgefasst. 

Sein Vater Thomas Funck hat Apollonia Zeller geheiratet, die um 1558 geboren wurde und am 24.03.1633 in Ulm beerdigt wurde. Sie wurde fast 75 Jahre alt. Zur Beisetzung hat das Kirchenbuch in Ulm festgehalten: „Die 65 Leichpredigt, Hab Ich M. Balthasar Kerner gethan der Erbarn Frawen, Appoloniæ Zell[erin], des Erbarn Thomæ Funcken geweßenen Webers seeligen, hinderlaßnen wittwen: unnd ..., den 24. Mart. hora ...“. Apollonia und Thomas Funck hatten nur ein Kind, den am 16.06.1579 in Ulm getauften Jacobus Funck: „Den 16 ist getauft worden, 1. Jacob, Thomas Funck, Apollonia Zellerin E[helicher] S[ohn]. Gevattern, Caspar Jeger, iungfraw Anna Jochim Funckens E[heliche] tochter.“ 

Jacobus war der erste Vertreter aus der Familie Funck, der 1600 ein Studium in Straßburg aufnahm und als Magister 1605 seine erste Stelle als Diakon in Langenau aufnahm. Vier Jahre später wurde er 1609 zum Pfarrer in Mähringen bestellt und 1613 wurde er mit 34 Jahren zum Diakon im Ulmer Spital berufen. Mit 41 Jahren wurde er 1620 Münsterprediger und Supernumerarius. Am 07.02.1634 starb er in Ulm mit 54 Jahren.

Der nachfolgende Kupferstich findet sich bei: Die Porträtsammlung der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel  unter dem Link: 

http://portraits.hab.de/werk/19139/bild/ 

 

 

6. Heiratseintrag von 1584 für Maria Bartholome und dem Pfarrer Ludwig Henis

Noch ein weiteres Dokument aus dem dem 16. Jahrhundert von den aus Ulm stammenden Vorfahren, die zu erheblichen Teilen als Pfarrer tätig waren, Philosophen gab es allerdings auch darunter. Diese Vorfahren waren in Person von Elias Funcke 1715 von Ulm nach Braunschweig gekommen und haben dort eine Familie gegründet.

Maria Bartholome wurde um 1565 in Ulm geboren und starb mit 25 Jahren am 20.02.1591 in Mähringen. Sie war die Tochter des Schreiners Martin Bartholome, der um 1545 geboren wurde und nach 1584 in Ulm verstarb. Am 22.09.1584 ehelichte Maria in Ulm den 1565 in Kleinengstingen geborenen Pfarrer Ludwig Henis, einen Sohn von Hans Henis (geboren um 1540 und verstorben nach 1584 in Kleinengstingen). Das Kirchenbuch in Ulm vermerkt hierzu: „Der Erbar M. Ludwig Heniss [am Rand: Henis], Hansen Heni(e)s von Engstigen Ehl: sohn, Und Jungfraw Maria Bartholome Martin Bartholomes Ehl: Dochter. Den 22 Septem: vo[n] Lenhart Hutter eingesegnet.“

Ludwig Henis immatrikuliert sich am 29.05.1581 mit 16 Jahren in Tübingen für ein Theologiestudium, das er am 24.02.1584 mit einem Magister abschließt. Im selben Jahr wird mit 19 Jahren Pfarrer in Asselfingen, 1588 wird er nach Stötten berufen, 1589 nach Mähringen und 1598 mit 33 Jahren nach Stubersheim, wo er bis zu seinem Ruhestand 1620 als Pfarrer tätig ist. Am 08.10.1627 stirbt er mit 62 Jahren in Ulm. Nach dem Tod seiner ersten Frau Maria am 20.02.1591 heiratet er mit 31 Jahren 1591 die um 1570 geborene Walburga Majer. Aus der zweiten Ehe sind keine Nachkommen bekannt. Aus der ersten Ehe mit Maria Bartholome gehen drei Kinder hervor. 

Das älteste der drei Kinder von Maria Bartholome und Pfarrer Ludwig Henis ist der am 02.09.1585 in Ulm geborene Johannes Henisius. Ein Studium in Straßburg hat er 1607 als Dr. phil. beendet und in Basel ein Medizinstudium 1611 mit dem Titel Dr. med. In den Folgejahren war er als Stadtarzt in Ulm tätig. 1628 hat ihn die Stadt Augsburg 1628 aufgrund seiner Forschungen an der Pest (hierzu hat er 1611 eine Dissertationsschrift erstellt) gebeten, das dortige Pest-Lazarett zu übernehmen. Sieben Ärzte waren vor ihm bei der Arbeit angesteckt worden und gestorben. Offensichtlich war er erfolgreich bei der Bekämpfung der Pest, denn 1630 ist er einem Ruf der Stadt Verona gefolgt, um dort die Pest zu bekämpfen.

 

7. Kinderepitaph von Johannes Wasmer aus dem Jahr 1591

Unter den neun Kindern von Dorothea Steffens und Antonius Steinhaus finden sich neben der Tochter Margaretha (1565 bis 1604), die Johannes Wasmer geheiratet hat, den Nachfolger von Antonius als Landschreiber in Süderdithmarschen, Gödert Steinhaus (1565 bis 1646), der Kirchspielschreiber in Oldenwöhrden wurde, sein Bruder Marcus (1568 bis 1603) wurde Ratsherr in Krempe, Johannes (1581 bis 1617) Bürgermeister von Wilster. Magdalena Steinhaus (1560 bis 1638) hat in erster Ehe den Kaufmann Carsten Woldrich geheiratet und in zweiter Ehe den Kaufmann Klaus Hennings. Ihre Schwester Catharina (geboren 1575) hat den Bürgermeister von Oldenburg, Gerdt Steor, geehelicht, Gerdrud(geboren 1578) wurde die Ehefrau von Andreas Dreessen (vermutlich aber erst nach dem Tod ihres Vaters und auf dem Epitaph ist sie noch ohne die Haube einer verheirateten Frau abgebildet), Gesche hat den Probst von Meldorf, Stephan Ramm geheiratet und Anna Steinhaus wurde Ehefrau von Johannes Scheele, dem Landschreiber in Wilster. 

Mit Margaretha Steinhaus bekam Johannes Wasmer 13 Kinder. Eine Reihe davon starb noch in jungem Alter. Christine (31.05.1586 bis 17.01.1587) und Antonius (22.04.1590 bis 15.02.1591) wurden nicht mal ein Jahr alt und zur Zeitpunkt ihres Todes war ihr Vater geschäftlich unterwegs. Er ließ 1591 im Meldorfer Dom ein Epitaph zum Gedächtnis seiner beiden Kinder anbringen. Der Text ist anrührend und zeugt von humanistischer Bildung und den literarischen Fähigkeiten von Johannes Wasmer. Text und Foto des Epitaphs von Jochen Bufe finden sich in dem lesenswerten kleinen Buch „Der Dom erzählt“, der im Meldorfer Dom oder über die Kirchengemeinde erworben werden kann. Die Übersetzung der lateinischen Inschrift auf dem Wasmer-Epitaph von 1591 von Gerhard Weng aus der Zeitschrift Dithmarschen 1997 (S. 30-38) lautet:  

Seinen kleinen Kindern,

der Christina, die am 31. Mai im Jahre des Herrn 1586 geboren und deren Lebenslicht am 17. Januar 1587 ausgelöscht wurde, und ebenfalls dem Antonius, der am 22. April im Jahre 1590 geboren wurde und am 15. Februar 1591 wegstarb, ihnen, die in Christus angenehm ruhen, hat ihr Vater Johannes Wasmer, des durchlauchtigsten Königs von Dänemark Landschreiber in Dithmarschen dieses Epitaph zur Hoffnung auf die künftige Auferstehung gesetzt.

Ausspruch:

Wie ein Blümchen verwelkt durch übermäßige Hitze, wie eine Rose ihr Blüh'n frühjahrs durch Frost verliert, so, meine Tochter, sinkst Du an der ersten Schwelle des Lebens ohne eigene Schuld tödlich getroffen ins Grab. Dreimal durch Christi Blut und klares Wasser gereinigt wirst Du Christina genannt, vornehm und namhaft zugleich, nach dem Namen der Frau des Statthalters Heinrich von Rantzow. Weil vor der Zeit rafft dich der Tod viel zu früh. Während ich in Kiel des Königs Geschäfte verrichte, wütet in deinem Haus grausam der finstre Tod. Ach Schmerz, ach meine Pflicht! Deine totgebrochenen Augen konnte ich, Tochter, nicht schließen mit eigener Hand. An dir leuchtete hell das Abbild strahlender Jugend, auch warst Du ein Juwel fehlloser sittlicher Scheu. Lieber Sohn, auch du bist dem Angriff des Todes erlegen, gehst denselben Weg, wie deine Schwester zuvor. Großvaters Namen gab ich dir, Antonius, das Wasser der Taufe, diesem solltest du Sohn, ähnlich werden und sein. Als ich mit meiner Frau zur Vaterstadt Verden hineilte, raubte mit eisigem Tode die Parze aus Neid. Was für ein hübsches Gesicht hattest du, welch' rege Gemütsart. Schöpferisch war deine Brust, vieler Begabungen voll. Hoffnung, die ich gehegt, die Hoffnung liegt völlig darnieder, keine Hoffnung kann ausgleichen meinen Verlust. Armer und glückloser Vater, der Tod beraubt mich der Kinder. Ungerecht und er versagt herzlos die Beisetzung mir. Heiliger Seelen Leib zu bestatten ist mir nicht gestattet noch mit Tränenfluss reichlich zu netzen ihr Grab. Soll ich nun klagen hinfort, wenn die Sonne versinkt in den Wellen, wenn sie zum Morgenlicht wiederersteht aus dem Meer?

Die Kinder antworten

Lieber Vater, lass ab, immer wieder betrübt zu klagen, niemals braucht dieser Ort jemandes Tränen, lass ab! Was beschwerst du dich über kurze Lebensdauer? Zum Himmel hat uns auf schneller Bahn herrliche Reise geführt. Ist der Tod denn so schlimm? An das Ziel solltest du denken! Leben ist nichts als Tod, Tod für die Frommen Gewinn. Mühsal habt ihr und Not, wie süßes Nichtstun im Himmel. Unglücklich ist, wer nie Himmel vor Erde geschätzt. Funkelnder Steine Glanz und mit Purpurfarbe gefärbte Kleidung, des Tejo Gold, schon an der Quelle geschwemmt. Sind nur Splitter der Welt. Aber uns erfreut es, des Himmels Heilige Tempel zu schau'n hier in der oberen Welt. Krankheiten wüten hier nicht zum Verderben, nicht hässliche Seuche, nicht die Göttin des Kriegs, Gifttränke schaden hier nicht. Unser Haupt ist bekrönt und unverwelklich die Kränze, fröhlich singen wir hier Lieder, die Gott sind erwünscht. Was benetzt du nun dein Gesicht mit gewaltigen Tränen, trübst uns Kindern nur immer die himmlische Freud? Wer sich sehnlich wünscht, das erhoffte Ziel zu erreichen, tue dies, hasse die Welt, liebe das Himmelsgewölb! Also Papa, und liebenswürdigste Mutti, geht den letzten Weg himmelwärts beide zu uns!

Der Vater: 

Töchterchen sei gegrüßt, ich erweise dir weitere Ehren, wenn unter Himmlischen du oberste Häuser bewohnst. Sei mir gegrüßt, mein Sohn, ich erweise dir weitere Ehren, wenn du als neuer Gast oben im Äther frohlockst. Schluchzen, Tränen und wehmüt'ge Seufzer sollen verschwinden, ist nur der Kinder Los besser als unser Geschick. Als setz' ich dies nicht als Denkmal wütenden Schmerzes, sondern als Siegesmal stift's ich der Kinder zur Ehr'. Aber damit du dir des vergänglichen Lebens bewusst bleibst, hemme, lieber Gast, bitte ein wenig den Schritt! Da der arge Tod ja niemanden schont, lerne sterben, sag, dass kein schweres Gefäß drück' ihren sterblichen Rest!

 

8. Marie Vietors Grabplatte von 1599

 Der 5. Teil der Zeugnisse meiner Vorfahren stellt zeitlich keinen großen Sprung dar von 1591 mit dem Kinderepitaph in Meldorf sind es nur 8 Jahre bis zur Beerdigung von Marie Vietor, der Mutter des Philosophen und Theologen Dr. Johannes Vietor (01.08.1574 bis 25.01.1628). Räumlich gesehen ist es dagegen ein etwas größerer Sprung von Meldorf in Dithmarschen nach Darmstadt und es handelt sich auch um einen Ahnin aus einem anderen Familienzweig, der bis 1908 im Wesentlichen im Raum Braunschweig gelebt hat. Obwohl Grabplatten ja eigentlich oft die Zeit überdauern, ist dies die einzige Grabplatte meiner vor dem 20. Jahrhundert geborenen Vorfahren. Zumindest habe ich keine weiteren finden können.

Der älteste bekannte Vorfahre von Margaretha Vietor und einer der frühesten überhaupt ist der 1479 geborene Hans Bottener. Sein Sohn Johannes Büddener Vietor wurde 1502 in Melsungen geboren unsd wurde (vermutlich genau wie sein Vater) Küfner und Böttcher. Mit ihm wurde der Nachname in lateinisch umgewandelt. „Vietor“ bedeutet in der Übersetzung Böttcher oder Küfner. Später wurde er auch Ratsherr in Melsungen. In Homberg an der Efze hat er am 11.06.1531 Catharina Knabenschuh (geboren um 1505 in Homberg an der Efze und verstorben mit fast 60 Jahren in Alsfeld), eine Tochter von von dem um 1470 geborenen Hans Knabenschuh, der 1525 in Homberg an der Efze erst Ratsherr und später Bürgermeister wurde. Catharina war zur Zeit der Hochzeit Witwe des um 1525 verstorbenen Johannes Winckelmann. Ihr einziges Kind war Justus Vietor, der am 10.07.1532 in Homberg zur Welt kam.

Justus Vietor begann seine Ausbildung mit 11 Jahren als Chorknabe in der fürstlichen Hofkapelle in Kassel. Mit 17 begann er ein Studium in Marburg und war mit 20 Jahren 1552 als Lehrer in Alsfeld tätig. Im selben Jahr erhielt er seinen Magister-Abschluss von der Universität Marburg und wurde 1555 Rektor der Lateinschule in Alsfeld. Zwei Jahre später wurde Justus mit 25 Jahren zweiter Prediger in Alsfeld. 1559 ernannte man ihn zum Spezialsuperintendenten und gleichzeitig zum ersten Prediger in Alsfeld. Er war jetzt 27 Jahre alt. Mit 43 Jahren wurde Justus zum Pfarrer und Inspector in Alsfeld, starb aber kurz darauf am 09.09.1575 mit 43 Jahren.

Justus heiratete am 16.07.1554 in Alsfeld Marie Hultscher (geboren 1537 und verstorben am 13.09.1599), eine Tochter von Elisabeth Loeber (1505 bis 10.03.1593) aus Alsfeld, die 1535 in zweiter Ehe Nicolaus Hultscher (1482 bis 19.09.1555) heiratete. Von Nicolaus Vater ist nur bekannt, dass er Arnold Hultscher hieß und um 1450 geboren wurde. Davor hatte sie 1527 den früh verstorbenen Dietrich Hose geheiratet. Elisabeths Vater war der 1483 geborene Wollfärber und Bürgermeister von Alsfeld Johann Loeber. Sein Vater war der gleichnamige, vermutlich um 1450 geborenen Johann Löwer. Sein Sohn Johann Loeber bekommt nach Elisabeth mit Anna Loeber 1483 eine weitere Tochter und stirbt 1562 mit 79 Jahren. Anna heiratet 1532 Georg Reichardt (1501 bis 1578), mit dem sie 1532 eine Tochter Margaretha (gestorben 1592) bekommt und 1550 Elisabeth (gestorben 1602 mit 52 Jahren). Margaretha heiratet 1571 in zweiter Ehe Heinz Stumpf und bekommt die beiden Söhne Jost Stumpf(1574 bis 03.09.1629) und Christopher Stumpf (geboren 1540). In erster Ehe war sie mit dem 1525 geborenen Michael Hoschlin verheiratet, der seinerseits in erster Ehe mit Barbara Biedermann (1530 bis 24.05.1598) vier Kinder bekommen hat. 

Bei den „Deutschen Inschriften Online“ (DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 290 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0029007) findet sich die obige Abbildungn und eine Erläuterung zur Grabplatte der Marie Vietor, geborene Hultscher. Die Platte aus rotem Sandstein steht heute innen an der Nordwand des Langhauses. Sie wurde bei der Kirchenrenovierung 1978/79 im Boden in der Nähe des Altars gefunden. Die Inschrift auf Grabplatte lautet übersetzt: "Ruhestätte der frommen Frau Maria, Witwe des Magisters Justus Vietor, einst Pfarrers im hessischen Alsfeld, die mit ihrem Körper hierhin überführt wurde. Sie starb sanft in Christus im Jahre des Heils 1599 am zweiten Tag des Oktobers (im Alter von) 62. (Dieses Denkmal) ließ ihr Sohn und Pfarrer dieses Ortes Magister Johannes Vietor setzen.

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