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Rentmeister Lorenz Janssen

Rentmeister Lorenz Nicolay Ludwig Janssen

Die folgenden Texte und Fotos sind neu aufbereitete Auszüge aus meinem Buch "Chronik der Familien Kaack und Janssen - Landwirte, Lehrer, Ärzte, Adelige und Unternehmer", das 2018 als Print- und eBook erschienen ist. Verfügbar ist es im stationären Buchhandel, bei Online-Händlern wie z.B. Amazon sowie bei dem Verlag BoD in Norderstedt. Um es im Vergleich zur umfassenden Gesamtchronik "Heimat Sylt - Chronik und Geschichte der Familie Kaack" günstiger zu halten, wird die Printversion als Paperback produziert. Für die Präsentation auf dieser Webseite wurden die Inhalte gegenüber dem Buch neu zusammengestellt.

 

Der Name Janssen weist mit seinem patronymischen Wortstamm „Sohn von Jan“ eigentlich auf norddeutsche oder jütische Wurzeln. Allerdings sind die über 10.000 Personen mit dem Namen Janssen in Deutschland neben dem norddeutschen Raum insbesondere stark im Nordwesten von Niedersachsen und im Westen von NRW vertreten.

Die ältesten bekannten Vorfahren aus dieser Linie stammen aus Eckernförde. Dort erblickt 1711 der als „Mühlenführer“ und Fuhrmann tätige Maria Jansen das Licht der Welt und heiratet um das Jahr 1760 die 1727 geborene Christiana Starcken. Das Paar bekommt vier Söhne und zwei Töchter. Maria stirbt am 09.05.1781 mit 70 Jahren, seine 16 Jahre jüngere Frau 12 Jahre nach ihm am 31.03.1793 mit knapp 66 Jahren. Die älteste Tochter Lucia Margaretha (29.01.1764) wird keine 30 Jahre alt. Die jüngere Tochter Dorothea Catherina (26.09.1766) heiratet Herrn Peutzen und hat mit ihm mindestens drei Kinder. Johann Friedrich Janssen (geboren 1761 in Eckernförde) folgt als zweitältester Sohn seinem Vater im Beruf des Fuhrmanns und beginnt ein Verhältnis mit der 18 Jahre jüngeren, damals Vierzehnjährigen Anna Maria Peutz (geboren 1779), die vermutlich nicht mit dem oben genannten Herrn Peutzen verwandt ist. Ihre Eltern waren Hinrich Peutz aus Windeby bei Eckernförde (geboren um 1750) und Anna Maria Thasen.

Anna Maria wird mit 14 Jahren schwanger und bringt ihren ersten Sohn Johann Janssen mit 15 am 23.04.1794 zur Welt gebracht. Die Entbindung erfolgt auf einer Reise von Eckernförde nach Glückstadt in Hohenwestedt und Anna Maria gibt sich bei der Taufe am Tag nach der Geburt als mit dem Vater verheiratet aus. Vielleicht hat sie die Reise angetreten, damit ihr Sohn in Eckernförde nicht als unehelich registriert wird? Auf jeden Fall heiraten Anna Maria und Johann Friedrich, als Anna Maria 16 wurde am 22.07.1795, Johann Friedrich ist zu diesem Zeitpunkt 34 Jahre alt. Neben Johann hatte die Familie nach der Heirat zwei Töchter, Dorothea Margaretha Maria (12.11.1795 bis 07.10.1796), die schon als Kleinkind stirbt und Maria Margaretha Johanna, die am 24.08.1797 geboren wurde.

Johann Friedrich Janssen stirbt schon jung mit 34 Jahren am 22.07.1798 und hinterlässt eine Witwe, die gerade 19 Jahre alt ist und zwei kleine Kinder versorgen muss. Noch im selben Jahr am 23.11.1798 heiratet Anna Maria mit „königlicher Dispensation“ und innerhalb des Trauerjahres in Eckernförde den 1770 geborenen Kupferschmied Hinrich Hagelstein. Auf den Tag genau ein Jahr nach der Hochzeit wird der Sohn Hinrich Jacob Christian Hagelstein geboren, dem im Zeitraum bis 1813 noch sechs weitere Söhne folgen. Somit bringt Anna Maria insgesamt 10 Kinder zur Welt! Zudem ist sie eine der wenigen Katholiken unter den 10.000 bekannten Vorfahren und Verwandten!

Johann Janssen war zunächst als Kaufmann in Neustadt (Holstein) tätig und hat am 24.09.1820 in Wester-Satrup bei Sonderburg die dort am 08.12.1787 geborene Elisabeth Charlotte Clausen geheiratet. Ihr Vater Lorenz Nicolay Clausen wurde dort 1758 geboren und arbeitete als Organist und Küster. Seine Eltern waren Christian Carl Clausen (geboren in Vester-Satrup (Sottrup) am 28.03.1728) und Anna Cristina Pistolsche (gestorben am 14.06.1802). Auch Christian Carls gleichnamiger Vater Christian Carl Clausen wurde am 02.06.1695 in Vester-Satrup geboren, vermutlich auch sein um 1670 geborener Großvater Christian Clausen.

Lorenz Nicolay Clausen war mit der ebenfalls aus Wester-Satrup stammenden Ingeburg Johannsen (1754) verheiratet. Die beiden hatten neben Elisabeth Charlotte zwei weitere Töchter (Anna Clausen, geboren am 03.08.1796 und Christina Maria Clausen, geboren 1789). Neben den drei Töchtern hatte das Ehepaar zwei Söhne, Christian Carl Clausen, der 1791 geboren wurde, und Otto Ludevig Clausen am 23.04.1793. Otto Ludevig hat die von der Insel Lolland stammende und 1800 geborene Maria Nissen geheiratet und ist mit ihr nach Stokkeby auf der Insel Ærø umgezogen. Dort hat er als Müller gearbeitet und wurde Vater von sechs Töchtern und vier Söhnen, die im Zeitraum von 1820 bis 1839 zur Welt kamen. Während der Volkszählung im Kreis Svendborg lebten in dem Haushalt neben der 12-köpfigen Familie noch vier Bedienstete für Mühle und Haushalt.

Ein Jahr nach der Hochzeit von Elisabeth Charlotte und Johann Janssen wurde 1821 in Vester-Satrup der Sohn August Janssen geboren, der früh verstorben ist. Vermutlich 1822 ist die Familie nach Ærøskøbing auf der Insel Ærø gezogen, wo Elisabeth Charlottes Bruder Otto Ludevig Clausen bereits mit seiner Familie lebte. Vielleicht gab es eine enge Bindung zwischen Elisabeth Charlotte und ihrem Bruder Otto Ludevig, oder letzterer hat Johann eine Arbeitsstelle auf Ærø vermittelt. In Ærøskøbing wurden 1823 die nach ihrer Großmutter Ingeburg Johannsen benannte Tochter Ingeburg Marie Janssen geboren und am 21.09.1828 ihr Sohn Lorenz Nicolay Ludwig Janssen, der nach dem Vater von Elisabeth Charlotte benannt wurde. Otto Ludevig Clausen wurde einer seiner Paten. Kurz davor war am 20.05.1818 Lorenz Nicolay Clausen als Sohn von Otto Ludevig geboren, hier wurde Elisabeth Charlotte eine der Taufpaten.

Nach den Jahren auf Ærøskøbing lebte die Familie Janssen 1845 in Flensburg im Fischerhof 947 („Sankt Johannis“) und Johann Janssen verdient den Unterhalt der Familie als „Papparbeiter“. Warum dieser Umzug erfolgte bleibt im Dunkeln. Bei der Volkszählung von 1845 lebten die beiden Eltern und die Kinder Ingeburg Marie und Lorenz Nicolay Ludwig in einem Haushalt. Später ziehen Elisabeth und Johann Janssen nach Keitum und sterben dort mit nur einem halben Jahr Abstand 1868 und 1869. Über den weiteren Verlauf des Lebens von Ingeburg Marie ist nichts weiter bekannt.

Bald nach der Volkszählung 1845 zog Lorenz Nicolay in das Verwaltungszentrum Tondern, wo er eine Ausbildung für die Laufbahn als Zollbeamter des dänischen Staates absolvierte. In Tondern traf er seine spätere Frau Maria Catherina Lorenzen (geboren am 08.01.1825 in Tondern und verstorben in Keitum auf Sylt), die er um 1853 heiratete. Als „Zollcontrolleur“ und später „Rentmeister“ war Lorenz Nicolay Ludwig Janssen in den ersten Jahren für den dänischen Staat tätig und wird in verschiedenen Ausgaben des „Königlich-dänischen Hof- und Staatskalenders“ erwähnt. Im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit ist er in Dänemark und Schleswig-Holstein herumgekommen.  Um 1854 war er in Tårnby auf der Insel Amager, hier wurde die ältere Tochter Margarethe Maria Janssen (11.02.1854 bis 28.07.1930) geboren.Vermutlich war die Familie schon 1856 von Tårnby nach Glückstadt gezogen. Dort wird am 12.01.1856 Johann August Carl Janssen geboren und ein Jahr später am 21.09.1857 die zweite Tochter Elise Charlotte Nicoline, die später in Westerland den Baron Georg Baur von Breitenfeld heiratet.  Die Familie von Lorenz Nicolay Ludwig Janssen zog im Laufe des Jahres 1861 von Glückstadt für einige Jahre nach Büsum, wo er wieder als Zollcontrolleur für den dänischen Staat tätig war. Hier wurden die beiden Söhne Claudius Waldemar Janssen (02.10.1861) und Ernst Emil (17.09.1863) geboren. In Büsum kommt 1866 auch die jüngste Tochter der Familie zur Welt und wird nach ihrer Mutter Maria Catherina genannt.

Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg 1864 fielen mit dem Prager Frieden von 1866 Schleswig, Holstein und Lauenburg an Preußen. Im Friedensvertrag wurde eine Volksabstimmung über die zukünftige nationale Zugehörigkeit des Gebietes im nördlichen Schleswig vereinbart. Spätestens nach dem Prager Frieden hat sich die Berufslaufbahn von Lorenz Nicolay verändert, da er bislang für die dänische Regierung tätig war. Vermutlich ist er bereits 1867 in die Dienste des preußischen Staates gewechselt und mit seiner Familie nach Westerland umgezogen. Das erste „Provinzial-Handbuch für Schleswig-Holstein“ von 1868 weist Lorenz Nicolay Ludwig bis zu seiner Pensionierung aus als Beamten für die vereinigte preußische Provinz Schleswig-Holstein mit der Funktion eines Zolleinnehmers („Zollcontrolleurs“) und eines „Rentmeisters“ für das seit 1816 bestehende Nebenzollamt Sylt und gleichzeitig als Steuerempfänger bei der Steuerkasse Sylt in Tinnum. Familie Janssen lebte in der Paulstraße 2 in Westerland, auf dem Foto auf der rechten Seite das zweite Gebäude von rechts. Auf dem folgenden Foto von ca.1916 findet sich die fast komplette Familie Janssen, in der Moitte mit Zylinder Lorenz Nicolay Ludwig, rechts und links neben ihm die beiden Barone Baur von Breitenfeld mit Margaretha (2. von rechts unten) und Elise Charlotte Nicoline (2. von Links unten). Rechts neben Elise steht Maria Catharina mit ihrem Mann Adolf Bulla. Oben rechts stehen der Zahnarzt Ernst Emil und seine Frau Jenny Marie Lausen. Links von beiden steht der Tierarzt Dr. Claudius Waldemar mit seiner Frau Mathilde Dose. Es fehlt der Bankier Johann August Janssen.

 

Johann Janssen gründet in Westerland eine Bank

Der am 12.01.1856 in Glücksstadt geborene Johann August Carl Janssen hat sich in Westerland am 10.04.1882 mit der aus Kampen stammenden Dorothea Katharina Kamp (geboren am 17.08.1861) vermählt (auf dem linken Foto etwa um 1885 abgebildet). Die Vorfahren von Dorothea lebten über einen längeren Zeitraum im damals ländlichen Kampen. Ihr Vater Peter Jürgen Hansen Kamp wurde am 17.07.1823 geboren, war Schiffskapitän und wurde der erste Direktor der Sylter Dampfschifffahrtsgesellschaft SDG. Mit dem von der Reederei Clausen übernommenen Raddampfer „Germania“ und einigen Eisbooten betreibt die SDG eine regelmäßige Verbindung zwischen Sylt und Hoyer auf dem Festland. 1884 wird die Reederei-Flotte um die „Vorwärts“ und 1885 mit der „Westerland“ ergänzt. Mit fast 70 Jahren geht er in den Ruhestand und wird von Friedrich Erichsen als Direktor der SDG abgelöst. 

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in Schleswig-Holstein kaum Bankinstitutionen. Zur Finanzierung von landwirtschaftlichen Geschäften wurde der einmal im Jahr stattfindende „Kieler Umschlag“ genutzt, bei dem sich im Vorfeld zu einer landwirtschaftlichen Messe und verschiedenen Festlichkeiten Geldgeber und Kreditsuchende trafen. Daneben gab es für die adligen Gutsbesitzer die „Landschaft“ mit einem Schwerpunkt im Hypothekengeschäft. Viele der damaligen Geldgeschäfte erfolgten allerdings auf der Basis des Bargeldtausches. In Verbindung mit zunehmendem Handelsgeschäft auch mit ausländischen Geschäftspartnern entstand die Nachfrage nach Sorten- und Wechselgeschäften. Neben der Landwirtschaft benötigten aber auch Handwerker und Mittelständler Kredite zur Finanzierung.

Angetrieben durch diesen Bedarf entstanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch in den kleineren Städten in Schleswig-Holstein eine Vielzahl von Kredit- und Leihkassen, sowie Privatbanken, die den lokalen Bedarf an Geldgeschäften befriedigten.  Eine der ersten Privatbanken dieser Art an der Westküste war die von Thomsen 1890 in Tönningen gegründete „Tönninger Darlehens-Bank“, die sich schwerpunktmäßig mit der Finanzierung der „Gräser“ in der Gegend von Dithmarschen befasst hat, wobei die Landwirte zum Teil ohne eigene Weideflächen im Frühjahr Magervieh in Jütland kauften, über das Jahr gemästet und dann mit Gewinn nach England verkauft haben. Die Finanzierung deckte dabei die Zeitspanne zwischen dem Kauf des Magerviehs bis zum Verkauf ab.

Johann August Carl Janssen ist Gründer des nach ihm benannten „Bankhaus Johann Janssen“ in der Friedrichstraße 19 in Westerland. In dem aufstrebenden Seebad haben sich trotz der geringen Bevölkerungszahlen Ende des 19. Jahrhunderts einige Bankgeschäfte etabliert. Neben den in den ländlichen Gebieten üblichen Spar- und Leihkassen bringt das Geschäft mit der Errichtung neuer Immobilien und während der Saison mit den Touristen Umsatz. Johann August Janssen ist zudem Stadtverordneter im Westerländer Gemeinderat und Mitglied in der Badekommission. Diese Ehrenämter sind in Verbindung mit der Bankierstätigkeit sicher vorteilhaft.

Im Zuge der wirtschaftlichen Entwicklung ist vermutlich auch auf Sylt in Verbindung mit dem zunehmenden Handel und den neuen Anforderungen seit der Gründung des Nordseebades Westerland der Bedarf an einem Bankgeschäft entstanden. Wann das Bankhaus „Johann Janssen“ gegründet wurde, steht nicht genau fest, aber es dürfte in den Jahren zwischen 1880 und 1890 gewesen sein. Wie viele andere kleine Privatbanken dürfte in diesem Fall die Eigenkapitalausstattung recht begrenzt gewesen sein. Der Markt der Unternehmen und Haushalte auf Sylt damals noch sehr überschaubar, daher hat das Bankhaus Johann Janssen vermutlich eher Geldgeschäfte mit dem Sortengeschäft und dem Handel von Wechseln sowie der Vergabe kleinerer Kredite wahrgenommen als die Geschäfte einer heutigen Vollbank.

Das Gebäude, in dem sich das Bankgeschäft von Johann Janssen befand, existiert noch heute, wenn auch in modernisierter Form. Nach der Fusion mit der Westbank 1943 war im ursprünglichen Gebäude zunächst eine Filiale der „Schleswig-Holsteinischen und Westbank“ untergebracht. In den siebziger Jahren wurde die Bankfiliale aufgegeben und heute findet sich hier ein Optiker.

 

Die Janssen-Töchter und die Barone von Baur-Breitenfeld

Mit der Säkularisierung wurde die Benediktinerabtei Ettal am 21. März 1803 gegen den entschiedenen Widerstand von Abt Alphons Hafner aufgehoben. Die Gebäude und Besitzungen gingen an das Königreich Bayern über und 1809 ersteigerte Josef von Elbing die Gebäude. 1856 erwarb Graf Albert von Pappenheim sie von Elbings Enkel Baron August Baur von Breitenfeld.

Lorenz Nicolay und Catharina Maria Janssen hatten zwei Töchter: Margaretha Maria, am 11.02.1854 in Taarnby auf der Insel Amager bei Kopenhagen geboren und am 24.07.1930 in Westerland gestorben, sowie Elise Charlotte Nicoline (geboren am 21.09.1857 in Glücksstadt und am 11.02.1918 in München verstorben). Bei einem Urlaubsaufenthalt auf Sylt im Jahr 1878 im Haus des Zolleinnehmers Janssen in der Paulstraße 2 in Westerland lernte der bayerische Baron August Baur-Breitenfeld (geboren am 21.01.1816 in Aichach und verstorben mit 81 Jahren am 09.03.1897 in der Nähe von Nizza) die Töchter von Lorenz Janssen kennen und verliebte sich in die 38 Jahre jüngere Margarethe. Sein Sohn George Eduard Otto (geboren am 18.11.1847 im damals der Familie gehörenden Kloster Ettal und verstorben am 11.08.1890 in Westerland) hatte ihn 1878 auf der Reise nach Sylt begleitet. Seine Mutter Katharina, geborene Hagn, war am 18.04.1869 in München gestorben, so dass der Vater August zu diesem Zeitpunkt schon seit neun Jahren Witwer war. Margarethe hat mit knapp 26 Jahren am 14.10.1879 in München den knapp 64-jährigen Baron Adolf von Baur-Breitenfeld geheiratet und ihre jüngere Schwester Elise am 31.10.1887 in Kopenhagen den 10 Jahre älteren Georg Eduard Otto. Margarethe stirbt am 24.07.1930 in Westerland. Beide Ehen bleiben kinderlos.

Georg Baur von Breitenfeld hat 1880/1881 nördlich vom späteren Strandübergang Strandstraße als Zweitwohnsitz die Villa Baur-Breitenfeld errichtet, die mit ihren 32 Zimmern über einige Jahre zu den größten Häuser in Westerland gehörte und 1919 wegen Baufälligkeit nach heftigen Stürmen und Schäden am Fundament durch Unterspülungen abgerissen werden musste. In dem Gebäude lebte er während der Saison, zusätzlich nahm er Feriengäste auf und betrieb das Haus als Hotel. Das Gebäude war nach damaligem Standard technisch modern ausgestattet mit einem eigenen Maschinenhaus auf dem Grundstück, in dem eine Dampfmaschine für die Stromerzeugung sorgte. Mit einem Windrad wurde die Wasserpumpe angetrieben.

Georg führte 1884 eine Auseinandersetzung mit der Gemeinde Westerland, die von ihm höhere Kommunalsteuern auf sein Vermögen forderte. Georg wollte dies im Hinblick auf das mit Bayern bestehende Doppelbesteuerungsabkommen anfechten, blieb aber erfolglos, da das Doppelbesteuerungsabkommen nur die Staatssteuern regelt. Um 1900 erhielt das Haus eine der ersten privaten Telefonanschlüsse auf der Insel. In den Jahren 1901 und 1902 gab es nach dem Tod von Georg Baur von Breitenfeld 1890 eine Auseinandersetzung der Witwe vor dem Landgericht in Flensburg über die Herausgabe des Grundstücks. 1909 führte die Baronin Elise Beschwerde vor dem Bezirksausschuss in Schleswig gegen die Gemeinde Westerland wegen der erhobenen Straßenbaukosten an der Dünenstraße. Unten zwei Fotos der Villa Baur-Breitenfeld aus der Zeit um 1900 bis 1919.

 

 Dr. Claudius Waldemar Janssen - Tierarzt und Offizier

Claudius Waldemar Janssen wurde am 02.10.1861 in Büsum geboren, ebenso sein jüngerer Bruder Emil Ernst, der am 17.09.1863 geboren wurde und später in Flensburg als Zahnarzt praktizierte. Claudius Waldemar, der Tiermedizin studierte und in diesem Fach promovierte, betrieb in Wesselburen eine tierärztliche Praxis. Er heiratete am 12.04.1889 mit knapp 28 Jahren in Wesselburen die von dort stammende und am 26.06.1870 geborene Catharina Mathilde Voß, mit der er zwei Söhne hat. Catharina Mathildes Großvater Paul Hinrich Voß (18.12.1849 bis 14.09.1788) war Hofbesitzer in Süderdeich und hatte mit Catharina Maria Dreessen (10.03.1798 bis 02.03.1865) insgesamt acht Kinder. Unter den Vorfahren von Catharina Mathilde Voß finden sich neben Vertretern der Familie Voß, die bis 1590 zurückverfolgt werden können, u.a. die Familien Abraham, Huckfeldt, Dreessen, Gödecke und Urbahns. Der früheste Vorfahre war Heinrich Huckfeldt, der 1534 zur welt kam. Die Familien der Vorfahren waren zum Teil sehr kinderreich, mit in einem Fall neun und zweimal acht Kindern. Die Vorfahren haben in Poppenwurth, Nübbel, Pinneberg, Quickborn, Hemdingen und Hamburg gelebt. Der Erstgeborene von Claudius Waldemar und Catharina Mathilde wird nach dem Vater Claudius Waldemar genannt und kommt am 19.01.1890 zur Welt. Der zweite Sohn Johann Wilhelm Emil folgt fast genau zwei Jahre später am 30.01.1890, stirbt aber noch als Kleinkind und auch seine Mutter Catharina Mathilde stirbt keine zwei Wochen später am 11.02.1892 mit nicht mal 22 Jahren, vermutlich in der Folge einer Kindbettentzündung.

Dr. Claudius Janssen betrieb seine Tierarztpraxis in Wesselburen auch nach dem Tod seiner ersten Frau 1892 weiter. Fünf Jahren nach dem frühen Tod seiner ersten Frau heiratet Claudius am 02.03.1894 in Wesselburen die aus Hedwigenkoog stammende Mathilde Dose (11.01.1876 bis 08.05.1958). Das Ehepaar hatte zwei Kinder, Mathilde Marie Janssen (geboren am 20.10.1897 in Wesselburen, verheiratet mit Dr. Hermann Kaack und gestorben am 17.02.1927 in Westerland) und den am 15.10.1894 in Büsum geborenen Hermann Carsten Janssen. 1910 zieht die Familie von Wesselburen nach Meldorf (das folge de Foto zeigt das dortige Wohnhaus der Familie Janssen). 

 

Nach Sylt, wo seine Eltern schon seit 1867 leben, siedelt die Familie des Tierarztes Dr. Claudius Waldemar Janssen erst 1919 um. Claudius Waldemar hatte in Westerland seine Kindheit und Jugend verbracht und wurde am 17.03.1877 in Keitum konfirmiert. Nach dem erneuten Umzug nach Westerland erwarb er vom Vorbesitzer Hans Hansen ein ursprünglich 1897 von Theodor Hagendefeldt erbautes, zentral gelegenes zweistöckiges Gründerzeit-Haus in der Steinmannstraße 6. Direkt benachbart lag das von Familie Hegendefeldt betriebene Logierhaus „Villa Hagendefeldt“. Das Souterrain und die beiden darüberliegenden Stockwerke des neu erworbenen Hauses bestanden aus jeweils 6 gleich große Zimmer mit je 17,5 qm. Im Souterrain befinden sich zwei Zimmer für das Personal, Zimmer für die Küche und zwei Räume als Frühstückszimmer. Das Haus in der Steinmannstraße 6 wird nach dem Tod von Mathilde Janssen von den Erben verkauft, 1967 von der damaligen Eigentümerin Lu Helmchen weiterverkauft, dann abgerissen und durch einen 7-stöckigen Neubau ersetzt.

Dies ist eine private Seite für private Nutzer mit Interesse an der Genealogie und der Region, für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht garantiert werden. Neue Erkenntnisse werden eingepflegt und Hinweise zu Ergänzungen oder Korrekturbedarf werden gerne entgegengenommen!

 

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