Schwierige Bewerbung bei der Gendarmerie in Braunschweig 1808
Das jüngste Kind von Anna Margaretha und Friedrich Andreas Niedhardt ist der Sohn Johann Carl Elias (geboren am 23.04.1781) wird zunächst Brauer. Er heiratet am 24.04.1803 die ebenfalls aus Braunschweig stammende Johanne Sophie Dorothee Hoppmann (geboren am 21.12.1779, verstorben am 23.08.1808 am „Nervenfieber“ (Typhus) mit 28 Jahren), deren Vater Johann Wilhelm Conrad Hoppmann als Kaufmann in Braunschweig lebte. In den Jahren vor 1810 stirbt Johann Carl Elias Vater Friedrich Andreas Niedhardt, der noch 1804 als Meister erwähnt wird, mit ungefähr 69 Jahren.
In den Folgejahren ging es dem Brauer Johann Carl Elias Niedhardt offensichtlich wirtschaftlich sehr schlecht und auch ein Versuch in der Landwirtschaft hat nicht funktioniert. Er war 1808 nicht mehr solvent und bemühte sich um eine Anstellung bei der Gendarmerie in Braunschweig. Der folgende Vorgang ist im Stadtarchiv unter der Nummer B1. 3V-4R zu seiner Bewerbung und die Vernehmung seiner Nachbarn als Zeugen seines Leumunds erhalten. Es gibt keinen weiteren Aktenvermerk, ob seine Bewerbung angenommen wurde. Es kann daher sein, dass er nicht in Braunschweig, sondern außerhalb als Gendarm angestellt wurde.
Actum in aedibus Braunschweig den 17ten Nov. 1808
Es erschien der Brauer Johann Carl Elias Niedhart und trug vor. Durch mancherley Verläße in seiner Nahrung und besonders durch den schlechten Ertrag der vor hiesiger Stadt liegenden und von ihm gepachteten Länderey sey es in Abnahme seines Vermögens in dem Grade gera-then, daß er sich genötigt gesehen, für insolvent sich zu erklären. Bey diesen Umständen hätte er sich entschloßen bey der hiesigen Gendarmerie Dienste zu nehmen und hätte er sich auch bereits bey dem H. Commandanten derselben dem H. Lieutenant v. Kalm gemeldet. Da derselbe nun ein Attestat wegen seines Wolverhaltens verlangt hätte So wollte er gebeten haben, ihm ein Attestat darüber zu ertheilen. Es wurde zuvorderst Comparenten aufgegeben, ein Zeugniß von dem Polizey Commissair seines Districts über seinen Lebenswandel beyzubringen.
in fidem H. A. Reitemeyer.
Registratum Braunschweig den 18ten Nov. 1808
Es erschien der Brauer Niedhardt und überreichte das verlangte Zeugniß von dem H. Policey Commissair Hoffmann.
in fidem H. A. Reitemeyer
Actum in aedibus Braunschweig den 22ten Nov. 1808.
Praev[ia] cit[atione] erschien der Victualienhändler Johann Andreas Müller als Nachtbahr des Brauers Niedhardt, und wurde derselbe unter Hinweisung auf seinen geleisteten Bürgereyd befragt, wie deßen Lebenswandel beschaffen gewesen? Derselbe gab hierauf demselben das Zeugniß, daß er wegen deßen Lebenswandel nichts Übles zu sagen wüste. Es were derselbe kein Spieler und kein Säufer. Nur durch Mangel an Nahrung und durch den Betrieb seines Ackerbaues sey derselbe heruntergekommen, ob er gleich für seine Person sehr thätig gewesen sey.
facta procl: et ... dimissus
Desgleichen erschien pr. cit. der Schuhmacher Johann Heinrich Müller als Nachtbahr von dem Brauer Niedhardt, und als derselbe befragt wurde wie deßen Lebenswandel beschaffen gewesen? So gab derselbe auf seinen geleisteten Bürgereyd an, daß er in Ansehung deßelben nichts Übles zu sagen wüste. Es were derselbe stets ein thätiger Mann gewesen, und hätte sich keiner Arbeit geschämt. Es were derselbe kein Spieler und kein Säufer. Nur Mangel an Nahrung, dann auch der von ihm getriebene Ackerbau, den er nicht verstanden habe, hätten ihn zu Grunde gerichtet.
in fidem HA Reitemeyer.
Daß mir der hiesige Bürger und Brauer Niedthardt, als ein redlicher Mann bekannt, welcher durch Mangel der Nahrung zurückgekommen ist, wird hiemit pflichtmäßig attestiret. Braunschweig den 18ten November 1808.
AC Hoffmann Policey-Commissaire.
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