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17. Jahrhundert

Zeitzeugnisse aus dem 17. Jahrhundert

9. Epitaph von 1602 im Meldorfer Dom für Antonius Steinhaus

Die Zeugnisse aus der Zeit vor dem 17. Jahrhundert sind selten, die weiteren Posts werden sich mit Zeugnissen aus der Zeit nach 1600 beschäftigen. Die insgesamt gesehen vermutlich eindrucksvollsten Zeugen sind die Epitaphe für Antonius Steinhaus und seinen Schwiegersohn Johannes Wasmer. Die Fotos wurden dankenswerterweise bereitgestellt von Jochen Bufe aus Meldorf.

 Damit findet sich hier nach dem frühesten mir vorliegenden Dokument von 1430 ein weiteres Zeugnis aus der Familie Steenhuis / Steinhaus. Den Kaufvertrag, den Ritter Gottfried Steenhuis geschlossen hat, als die Familie noch in Rees am Niederrhein gelebt hat, habe ich im ersten Teil der Zeitzeugen beschrieben.

Antonius Steinhaus stammt aus einem alten bis auf das Jahr 1060 zurückgehenden westfälischen Adelsgeschlecht und wurde am 22.10.1534 in Antwerpen geboren. Er kam mit seinem Vater Goert van Steenhuys (um 1510 bis 1594) und Bruder Gert (1532 bis ca.1620) nach Dithmarschen. Die Familie war ursprünglich römisch-katholischen Glaubens und ist im Zuge der Reformation zum lutherischen Glauben übergetreten. Aus diesem Grunde wurden sie zusammen mit zahlreichen anderen Lutheranern von dem römisch-katholischen Statthalter der spanischen Niederlande, Herzog Alba, verfolgt und zur Flucht aus den Niederlanden getrieben. Goert van Steenhuys ist um 1567 in Heide urkundlich in Erscheinung getreten und sein zweiter Sohn Gert erwarb im selben Jahr Grundbesitz in Marne. Die drei Vertreter der Familie Steinhaus waren somit in drei wichtigen Städten und Handelsplätzen in Dithmarschen vertreten. Zu diesem Zeitpunkt war Antonius bereits seit sechs Jahren als Landschreiber tätig, einem der höchsten Ämter der herzoglichen Verwaltung.

Zunächst lebte Antonius nach der Flucht aus den Niederlanden vermutlich in Hamburg, da er in Abrechnungen der Hamburger Kämmerei von 1560 als „Famulus“ (Ratsdiener) geführt wird:

"1560 Exposita. Redditus super sortem foederis causa susceptam persolvedi: Hinrico Rantzowen domini Ioannis filio: 96 Mk soluta in vim quitantiae Antonio Stenhus ejus famulo." und "Hinrich Rantzow locum tenienti: 240 Mk in vim quitantieae soluta Antonio Stenhuesz ejus famulo."

Der Hamburger Senat beschäftigte zu der Zeit 20 Famuli. Antonius arbeitete als Schreiber für GrafHeinrich von Rantzow (11.03.1526 bis 31.12.1598), den Statthalter für die königlichen Teile an den Herzogtümern Schleswig und Holstein und ein Sohn des königlich-dänischen Feldherrn Johann Rantzau. Familie Rantzow ist zum alten Adel der Herzogtümer Schleswig und Holstein zu rechnen. Als Antonius für den Hamburger Senat arbeitet, ist er 26 Jahre alt und erlernt zu diesem Zeitpunkt als Schreiber die Aufgaben im Verwaltungswesen. Später arbeitet er am Rantzauischen Amtssitz in Krempe bei Brunsbüttel. Er scheint ein fähiger Schüler gewesen zu sein, denn schon mit 27 Jahren wird Antonius als zur Übernahme der wichtigen Aufgabe des Landschreibers bereit angesehen. Damit steigt er zum höchsten königlich-dänischen Beamten in Süderdithmarschen auf. Als Landschreiber erhielt er ein Jahresgehalt in Höhe von 75 Mark und die sogenannten „Sporteln“ in Höhe von vier Schillingen je „beschriebenem Urteil“. Zusätzlich wurden ihm jährlich 15 Mark für „ein Kleid“ zugestanden.

Als Landschreiber ist er viel im Land unterwegs und daher verzichtet er zunächst auf ein eigenes Haus. Erst 1562 will er mit jetzt 28 Jahren in Brunsbüttel ein Haus erwerben, wobei ein Mitbewerber versucht, ihn mit einem höheren Gebot auszustechen. Sein Gönner Heinrich Rantzow setzt sich für ihn ein, denn der Vogt erhält die „königliche“ Anweisung (die nur von Rantzow selber stammen kann), dass er dafür Sorge tragen möge, dass Steinhaus das gewünschte Haus erwerben kann. Zur Erfüllung seiner Aufgaben war Antonius oft zu Pferde, für längere Fahrten mit der Kutsche unterwegs und da er als Landschreiber nicht nur Verträge aufsetzt und abschließt, sondern für den königlichen Statthalter Steuern und andere Abgaben eintreibt, ist er oft mit hohen Geldbeträgen unterwegs, die für die Hauptkasse in Rendsburg bestimmt waren. Um die Geldtransporte besser zu schützen, lässt Antonius in Bad Segeberg schwere, mit Eisenbändern beschlagene Geldkisten bauen, die mit drei Schlössern geschützt sind. Im Zuge seiner Tätigkeit verhandelte Antonius eigenverantwortlich auch mit prominenten Persönlichkeiten, u.a. hat er 1567 in Hamburg mit dem Senat und dem kaiserlichen Kammergericht eine Vereinbarung ausgehandelt. 

Bis 1585 war Antonius als Landschreiber sowie als apostolischer und kaiserlicher Notar am Kammergericht in Süd-Dithmarschen tätig und wird in diesem Jahr mit 51 Jahren beigeordneter Inspektor des Gerichts in Meldorf. Nach Einwilligung seines Dienstherren Rantzau gibt er das Amt als erster Landschreiber an seinen Schwiegersohn Johannes Wasmer (1555 bis 14.02.1604) ab, der im selben Jahr am 22.05.1585 seine Tochter Margaretha Steinhaus (1566 bis 1604) geehelicht hat. Die Familie Wasmer kam aus Bremen und eine Reihe von männlichen Vorfahren waren dort als Bürgermeister eingesetzt. Die Familie kann bis zu Johannes Wasmer zurückverfolgt werden, der 1365 geboren wurde, als Bürgermeister tätig war und vom Bremer Rat am 21.06.1430 unschuldig enthauptet wurde. Ihm wurde Landesverrat und eine Hintergehung des Bremer Rates vorgeworfen. Auf Betreiben seines Sohnes Hinrich (1410 bis 25.07.1462) ließ Kaiser Sigismund die Stadt in Acht nehmen. Als Sühne für die ungerechtfertigte Hinrichtung musste Bremen für Johannes eine Steinsäule errichten und den Sohn entschädigen. 

Seine Tochter Gesche Steinhaus hat Antonius mit dem Probst Stephan Ramm (1564 bis 24.12.1621) verheiratet. Dazu findet sich in Joseph Adolfi's „Chronik des Landes Dithmarschen“ von 1827 ein überlieferter Kommentar: "...als dat nun im Suderdeel Antonius alles mit einander mit seinen Kindern und Schwiegern, beide geistlich und weltlich in Hand brachte." 1590 war Antonius mit 21 Morgen und 12 Scheffel (entsprechend etwa 30 Hektar) der machtvollste Landbesitzer mit der größten Landfläche im Marner Gebiet. 

Am 13.03.1598 reiste der damalige dänische König Christian IV. (12.04.1577 bis 28.02.1648) mit seinem Bruder Herzog Hanssen und seinen Schwagern Herzog Johan und Herzog Magnus von Lüneburg ihrem Gefolge von „hundert Pferden und etlichem Fußvolk“ durch Lunden und Heide nach Meldorf, wo man am 14.03. bei Antonius Steinhaus Station machte und über Nacht in seinem Haus blieb. Zu dem Ereignis findet sich eine zeitgenössische Beschreibung: "Sie haben die Kirche besucht und dort ein Orgelkonzert gehört. Am nächsten Morgen, früh um 4 Uhr sind sie nach Brunsbüttel aufgebrochen, um dort zu frühstücken. Anschließend ist der ganze Tross zu Pferde nach Wilster gezogen und hat dort die Nacht verbracht. ... Der großmächtige König hat sich besonders über die Dithmarscher Tracht und die eigenartigen Hüte gewundert. Er hat sich gleich eine ganze Tracht selbst gekauft, um sie seiner Gemahlin zu schicken."

Bis 1600 bleibt Antonius als Gerichtsbeisitzer in Meldorf tätig und bezieht aus dieser Tätigkeit regelmäßige Einnahmen. In seinem am 03.04.1601 vier Tage vor seinem Tod verfassten Testament vermacht er 90 Morgen Marschland und 14 Tonnen Geestland. Zu seinem Tod findet sich die folgende Würdigung:  "... ein kloker und vernunftiger Mann, der in bestendigem Glücke und tiedlicher Wolfahrt sin Lewendt vollbracht hat." Antonius wird im Dom von Meldorf beigesetzt und 1602 wird ein im Auftrag der Erben geschaffenes sieben Meter großes Epitaph im Mittelschaiff der Kirche St. Johannis angebracht, auf dem die gesamte Familie in niederländischer Tracht dargestellt sind; im Mittelteil des Epitaphs ist Maria mit dem Jesuskind dargestellt.

 

10. Epitaph von 1605 für Johannes Wasmer im Meldorfer Dom

Der 9. Teil der Zeitzeugen stammt aus dem Jahr 1605 und ist somit nur drei Jahre jünger als das Steinhaus-Epitaph im Meldorfer Dom. Tatsächlich ist Johannes Wasmer nur drei Jahre nach seinem Schwiegervater gestorben. Bis 1585 war Antonius als erster Landschreiber in Dithmarschen tätig und gibt das Amt nach Einwilligung seines Dienstherren Graf von Rantzau an seinen Schwiegersohn Johannes Wasmer (1555 bis 14.02.1604) ab, der im selben Jahr am 22.05.1585 seine Tochter Margaretha Steinhaus (1566 bis 1604) geehelicht hat. Die Familie Wasmer kam aus Bremen und eine Reihe von männlichen Vorfahren war dort als Ratsherr oder Bürgermeister eingesetzt. Die Familie kann bis zu Johannes Wasmer zurückverfolgt werden, der 1365 geboren wurde, als Bürgermeister tätig war und vom Bremer Rat am 21.06.1430 unschuldig enthauptet wurde. Diese Geschichte findet sich im zweiten Teil der Zeitzeugen: "Steinernes Kreuz für Bürgermeister Wasmer aus Bremen 1430". 

Das Foto des zum Tod von Johannes Wasmer am 14.02.1604 im Jahr 1605 errichteten Epitaphs wurde dankenswerterweise von Jochen Bufe aus Meldorf bereitgestellt. Zu erkennen sind das Mittelteil und die als plastische Teilreliefs ausgeführten Figuren von Johannes Wasmer und seiner Frau Margaretha rechts und links daneben hinter den Säulen angeordnet. Margaretha ist eine Tochter von Antonius Steinhaus. Johannes hinterlässt bei seinem frühen Tod mit 48 Jahren insgesamt 10 Kinder, von denen die Jüngsten gerade zwei Jahre alt sind.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

11. Schriften von Dr. Johannes Vietor von 1609 und 1611

Nach den Steinhaus- und Wasmer-Epitaphen aus Meldorf kommen unter den Zeugnissen der direkten Vorfahren in der zeitlichen Folge als 10. Teil die Schriften von Dr. Johannes Vietor aus Alsfeld. Er liess den im 5. Teil dieser Serie vorgestellten Grabstein für seine 1599 verstorbene Mutter Marie Vietor errichten.

Johannes Vietor kommt als jüngster Sohn von Marie und Justus Vietor am 01.08.1574 in Alsfeld zur Welt. Justus Vietor begann seine Ausbildung mit 11 Jahren als Chorknabe in der fürstlichen Hofkapelle in Kassel. Mit 17 begann er ein Studium in Marburg und war mit 20 Jahren 1552 als Lehrer in Alsfeld tätig. Im selben Jahr erhielt er seinen Magister-Abschluss von der Universität Marburg und wurde 1555 Rektor der Lateinschule in Alsfeld. Zwei Jahre später wurde Justus mit 25 Jahren zweiter Prediger in Alsfeld. 1559 ernannte man ihn zum Spezialsuperintendenten und gleichzeitig zum ersten Prediger in Alsfeld. Er war jetzt 27 Jahre alt. Mit 43 Jahren wurde Justus zum Pfarrer und Inspector in Alsfeld, starb aber kurz darauf am 09.09.1575 mit 43 Jahren.Beim Tod seines Vaters ist Johannes Vietor erst ein Jahr alt sein Vater und die Familie überlebt mithilfe von Unterstützung durch Verwandte. So kann Johannes 1578 die dortige Schule besuchen. Mit einem Stipendium der Heimat-Stadt Alsfeld besucht er mit 12 Jahren 1586 das Pädagogicum in Marburg und ab 1589 die Akademie. Seinen Magister-Abschluss in Philosophie erhält Johannes 1591 mit 17 Jahren. Es schließt sich ein Theologie-Studium bis 1596 an. Danach unternimmt er mit finanzieller Unterstützung des Landesherrn eine Studienreise nach Jena, Leipzig, Wittenberg, Meißen, Straßburg, Basel, Tübingen, Heidelberg, Mainz und macht sich mit den lutherischen und reformatorischen Kirchenverhältnisse im Vergleich vertraut. Nach der Rückkehr betreibt Johannes zunächst private Studien in Gießen, wird aber schon Ende 1598 auf die Pfarrstelle in Goddelau-Erfelden berufen. 

1599 heiratet Johannes Vietor die am 05.06.1580 in Darmstadt geborene Magdalena Angelus, das siebte von elf Kindern des Darmstädter Pfarrers und Superintendenten Johannes Angelus (1542 bis 21.07.1608) und der Elisabeth König (1551 bis 10.08.1622). Der Vater von Johannes Angelus trug noch die deutsche Form des Namens Heinrich Happel Engel (1512 bis 22.04.1597) und war in Marburg Schuhmachermeister wie sein Vater Engelbrecht Happel Engel (1492 bis 1571). Der früheste bekannte Vorfahre aus diesem Zweig ist ein N. Happeln, der um 1405 geboren wurde, vermutlich auch in Marburg. 

Dr. Johannes Vietor hat eine Reihe von Schriften hinterlassen, u.a. seine Dissertationsschrift von 1609 und zum anderen eine Leichenpredigt von 1611, die in digitalisierter Form zum Download zur Verfügungs gestellt werden. Seine Werke finden sich auf der Seite der Universität- und Landesbibliothek Halle (http://bibliothek.uni-halle.de/dbib/digital/historische drucke/). 

 

  

 

12. Münsterprediger Thomas Funck (1617 bis 1690)

In der zeitlichen Folge nach Johannes Vietor folgt Thomas Funck aus Ulm, ein Sohn des im 6. Teil dieser kleinen Reihe vorgestellten Jacobus Funccius, ebenfalls Münsterprediger in Ulm. Der Kupferstich von Thomas Funck aus dem Jahr 1660 findet sich hier: "Die Porträtsammlung der Herzog August-Bibliothek Wolfenbüttel" unter dem Link: http://portraits.hab.de/werk/19139/bild/ 

Die Taufe von Thomas Funcke wird im Kirchenbuch Ulm unter dem 23.02.1617 gewürdigt mit dem Eintrag: „Februarius. Den 23t[en]. Thomas – Eltt[ern:] H[err] M[agister] Jacobus Funccius Prediger am Spital Fr[au] Anna Bischöffin. gev[attern:] Philips Zallinger Hofmeister am Spital, Fr[au] Zusanna H[errn] Pfarrers Gockelij Hausfraw.“  Um 1630 besucht Thomas das Ulmer Gymnasium und mit 16 Jahren immatrikuliert er sich am 22.10.1633 an der Universität Tübingen. Nach zwei Jahren wechselt er am 25.09.1635 zur Universität Straßburg, wo er am 14.06.1636 seinen Magister-Abschluss erhält. 1638 tritt er in Jungingen eine Stelle als Diakon an und wechselt 1640 nach Langenau. Dort heiratet er in erster Ehe Sabine Meckel und bekommt mit ihr ein Kind. Sabine Meckel stirbt jung vor 1645. 1642 wird Thomas Funck in Langenau mit 25 Jahren zum Pfarrer bestellt. Schon 1645 tritt er mit 28 Jahren eine Stelle als Supernumerarius im Ulmer Münster an, 1653 wird er als Münsterprediger Ordinarius. Mit 61 Jahren wird Thomas Funck zum Eleemosinarius (Almosenpfleger) am Ulmer Münster ernannt und ein Jahr später zum „Consistorii Matrimonialis Assessor“ (Eherichter).

Thomas Funck hat in den Jahren von 1636 bis 1688 neun Schriften publiziert, „De natura Ethics, pro Gradu“, 1636, „Jo. Meckelii Gnomologia Patrum“, 1651 und „Johann Peter Hubers Predigten“, 1671 sowie sechs Leichpredigten (1656 zum Tod des Notars Andreas Bergers, 1665 für Georg Henseler, 1671 für den Münsterprediger Peter Huber, 1678 für Dorothea Schifferlin, die Frau Buchhändlers Johann Görlin und 1688 zum Tod des Buchhändlers Thomas Görlin). Thomas Funck stirbt am 22.06.1690 mit 73 Jahren. Die Leichpredigt zu seiner Beerdigung am 25.06. hält der Münsterprediger Johann Conrad Mayer und erläutert hierin seine Erkrankung: „So ist die Ursach der Kranckheit vornemlich gewesen/ das hohe und krafftlose Alter: Die Mattigkeit aber und Mangel an Kräfften ist vornemlich herkommen von dem starcken Nasen Bluten/ daß er bey wenig Jahren etlich Mal gehabt / wobey gemeiniglich in 2, 3 und mehr Maß Blut von ihm kommen/ dadurch den ganzen Leib die Kräfften entzogen / sonderlich weil Er auch den Appetit zum Essen verlohren/ in dem der Magen sehr schwach war ... etliche Mal starcke Magenschwächinnen gehabt/ daß man ihm in einer Gutschen nach Hause führen müssen ... musste er sich zu Bette legen/ weil an den Füssen wegen des bösen unreinen Geblüts sich eine Geschwulst wiewol ohne Schmerzen ereygnet. Nach diesem wurde der Magen so schwach und schlecht ... Alles/ auch der Wein widerstund ihm ... und haben die Magen- Schwächenen so überhandgenommen/ daß Er offt 2 in 3 Stund eine über die andere gehabt ... biß ich mit mir selbst 60 in 70 gezehlet hab; doch hat Er sich jederzeit wieder erholet ..."

Im Kirchenbuch Ulm von 1690 findet sich zur Beerdigung von Thomas Funck der Eintrag: „Begräbnisse Ulm 1690, S. 243: „[am Rand: Herr M. Thomas Funck] Die 65 L[eich]Pr[edigt]. Hab ich M. Joh. Chunrad Mayer gethan dem Ehrwu ...

 

13. Schriften von Dr. Daniel Funck von 1678

Ein Sohn von dem im 11. Teil vorgestellten Münsterprediger Thomas Funck war der studierte Theologe Dr. Daniel Funck (geboren um 1655 und vor 1715 verstorben). Seinen Schulabschluss hat Dr. Daniel Funck 1675 als Gymnasiast in Ulm absolviert und sich anschließend am 04.05.1675 an der Universität Tübingen für ein Theologistudium immatrikuliert, das er 1676 mit einer Dissertation abgeschlossen hat und am 24.07.1678 mit einem weiteren Magister beendete. 1683 wurde er Pastor in Unterböhringen und 1690 Prediger an der Dreifaltigkeitskirche in Ulm. Am 19.06.1683 hat er in Ulm  Anna Maria Schmidt (getauft am 19.06.1661) geheiratet.

Die Schriften von Dr. Daniel Funck sind in der Bayerischen StaatsBibilothek unter diesem Link digital verfügbar, so seine Dissertation von 1676 und das Werk "Desperatione" von 1678. Aus dieser Quelle stammt auch das Bild vom Titelblatt.

 

 

 

 

 

 

14. Lyst bei Mögeltondern als früheste Heimat der Carstensen

Während es aus den Familienzweigen Steinhaus, Wasmer, Funck, Vietor und Kaack eine Reihe von Zeitzeugnissen aus frühen Jahren gibt, finden sich für die nordfriesischen Familien Carstensen, Wachsmuth, Bleicken, Johannsen, Lorenzen usw. vor dem 18. Jahrhundert bestenfalls Kirchenbucheinträge. Schriften und Bücher gab es von den Vorfahren dieser Familien nicht und auch andere materielle Zeugnisse habe ich nicht finden können. Der früheste nachweisbare Vertreter dieser Familienlinie ist der 1672 in Mögeltondern Kersten Clausen geborene, der am 18.04.1697 die ebenfalls aus Mögeltondern stammende Merret Pedersdatter geheiratet hat. Die Namensgebung war zu der Zeit noch patronymisch, sein Vater war demnach ein Claus

Kersten Clausen lebte in dem kleinen Weiler Lyst südlich von Mögeltondern, der wohl auch schon damals aus nicht mehr als vier Häusern bestand. Das obige Bild von Lyst ist zwar erst 1925 von dem dänischen Maler Carl Tönder erzeugt worden, aber vermutlich sah es dort im 17. Jahrhundert nicht viel anders aus. Das Foto wurde dankenswerterweise von Peter Carstensen aus Hamburg bereitgestellt.

Von Lyst sind Nachkommen von Kersten Clausen sind von Lyst nach Gallehus nördlich von Mögeltondern umgezogen und fanden sich eine Generation später aber wieder in Lyst. Erst um 1845 ist Matthias Carstensen, ein Ur-Urenkel von Kersten Clausen von Gallehus in das nahegelegene Rodenäs umgezogen.

Kersten Clausen wurde nur 45 Jahre alt, Merret Petersdatter 61. Sie hatten vier Töchter und einen Sohn mit (fast) dem gleichen Namen wie der Vater, Karsten Clausen (1710 bis 21.07.1743), der am 26.01.1734 die am 26.07.1705 in Mögeltondern geborene Maren Nielsdatter geheiratet hat. Das Paar hatte vier Söhne, von denen der Zweitgeborene Niels zum ersten Mal den Namen Karstensen, also Sohn von Karsten erhielt. Niels Karstensen wurde 1736 geboren und starb am 09.07.1785. 1758 heiratete er die aus Aventoft stammende Sitzel Hansen (1722 bis 23.11.1800). Sitzel ist die Tochter von Boh Hansen(1694) aus Rodenäs und seiner Frau Margarethe TollsenSitzel und Niels Karstensen haben eine Tochter Maren Nielsen (geboren am 11.03.1759) und zwei Söhne. Boh Nielsen, der am 16.07.1761 noch in Mögeltondern geboren wird, wird am 06.10.1765 in Rodenäs getauft. Er heiratet am 31.10.1783 in Rodenäs die am 28.03.1761 geborene Botilia Monsdatter, deren Vater Mons Hansen (1716) sowie ihre Großeltern Hans Bartlefsen (1683 bis 06.04.1728) und Cresde Mommsen (1687) sämtlich aus Rodenäs stammen und dort auch gestorben sind. Die Großeltern hatten drei Töchter und zwei Söhne, die in der Zeit von 1709 bis 1719 zur Welt kommen, über die aber sonst nichts bekannt ist. Hans Bartlefsen stirbt mit knapp 45 Jahren. Der Sohn Mons Hansen hat mit einer unbekannten Partnerin fünf Kinder, zwei Töchter und drei Söhne, die zwischen 1748 und 1761 zur Welt kommen. Einer der Söhne, Hans Monsen stirbt noch als Kleinkind mit knapp zwei Jahren. Aus der am 31.10.1783 in Rodenäs geschlossenen Ehe von Botilia Monsdatter und Boh Nielsen entstammen zwei Söhne. 

Carsten Nielsen ist der zweite Sohn von Sitzel und Niels Carstensen und kommt 1761 in Møgeltonder auf die Welt. Er arbeitete er zunächst als Tagelöhner in Gallehus (Møgeltonder), später zusätzlich als Schneider. Er hat mit Dorothea Cornelius (1765 bis 1801) vier Söhne und eine Tochter. Der älteste Sohn Niels Carstensen wurde am 02.07.1784 in Møgeltonder geboren und starb am 18.05.1869 in Rodenäs. Wie sein Vater verdiente er seinen Unterhalt als Schneidermeister. Niels begründet einen der Zweige in der Carstensen-Linie, aus dem der 1867 nach Salt Lake City ausgewanderte Fredrick Carl Carstensenhervorgegangen ist. Nach Niels wurden 1788 Johannes Cornelius, 1793 Hans Carl und 1796 Sidzel Carstensen geboren. Über diese Kinder ist nichts weiter bekannt, außer dass sie bei einer Volkszählung 1801 in Møgeltonder als bei ihren Eltern erfasst wurden.

Der jüngste Sohn von Dorothea und Carsten Nielsen ist Matthias Carstensen, der am 06.03.1798 in Møgeltonder geboren wurde und später als Arbeitsmann in Norddeich (Rodenäs) seinen Unterhalt verdient, er starb dort am 12.10.1868. Mit seiner ebenfalls aus Rodenäs stammenden Frau Anna Margaretha Bohsen (02.01.1797 bis 14.01.1873) hat er nach der Heirat am 14.10.1820 mindestens zwei Söhne und eine Tochter. Sein Sohn Diderich Edlef Carstensen wird am 22.11.1832 in Rodenäs geboren wird und arbeitet dort zunächst als Zimmermann und Aufseher. 1878 zieht er mit seiner Familie nach Westerland und begründet den Westerländer Zweig der Carstensen-Familie.

 

15. Erbvertrag von Frenz Kaack von 1675

Der 14. Teil der Serie führt wieder zum Familienzweig Kaack nach Mühbrook bei Bordesholm zurück. Es ist gleichzeitig das letzte Zeitzeugnis direkter Vorfahren aus dem 17. Jahrhundert. Wie schon im 3. Teil belegt, lebten Vorfahren der Familie Kaack wohl mindestens seit dem 15. Jahrhundert in dem kleinen Dorf Mühbrook am Rand des Einfelder Sees.

Der älteste nachgewiesene Vorfahre der Familie ist der um 1585 geborene und in Mühbrook verstorbene Hufner Lorenz Kaack, weitere Daten über ihn sind nicht bekannt. Sein Sohn ist der etwa 1620 in Mühbrook geborene Frenz Kaack, der mit einer Margaretha verheiratet war und 1670 verstarb. Auf ihn folgte sein gleichnamiger Sohn Frenz Kaack, der gegen 1650 in Mühbrook zur Welt kam. Außer ihm hatten Margaretha und Franz vier weitere Kinder: Hans (um 1652 bis 1713, Hufner in Mühbrok), Anike, Jochim und Heinrich.

Frenz Kaack (um 1650 bis nach 1711), ein Enkel von Lorenz, übernahm per Erbvertrag vom 06.02.1675 von seinem Vater Frenz die Hufe in Mühbrook. Dabei sind anscheinend auch Güter von Heinrich Ersen, Joachim Eggert Ersen und Joachim Oßeborn (?) mit einbezogen. Der Wert des Anwesens wurde laut Aufstellung aus verschiedenen Posten ermittelt:

  • 30,00 Mark für das Haus       
  • 100,00 Mark für die Gespann
  • 40,00 Mark für die übrigen Pferde       
  • 100,00 Mark für Schafe und Schwein       
  • 100,00 Mark für das Winterkorn
  • 80,00 Mark für anderes Gerät     

Insgesamt ergibt sich ein Wert von 450 Mark. 

  • Hiervon abgezogen werden die „privilegierten“ Schulden:
  • 48,00 Mark für die Contribution aus dem Jahr 1674
  • 19,25 Mark an königlicher Contribution für den Monat August
  • 72,00 Mark an monatlicher Contribution für weitere vier Monate
  • 48,00 Mark an Dienstgelder
  • 22,00 Mark für Rockenheuer
  • 9,00 Mark für den Amtsschreiber und die Vogtei
  • 21,06 Mark für weitere Kosten       

Insgesamt ergeben sich Schulden in Höhe von 233 Mark.

Zur Verteilung stehen 216 Mark zur Verfügung. Die Regelungen sehen vor (nicht alle Teile sind leserlich): „Die Tochter Anike soll von den Geldern voraus haben 58 Mark, den Rest soll die Mutter mit den übrigen fünf Kindern, als Hans, Frenz, Anike, Jochim und Heinrich zu gleichem Teile behalten, bekommt also ein jedes von Mutter und Kind 2 Mark ... zu ihrem Anteil jedoch ist hierbei ihre abgeführt, wenn in diesem Jahr die königkliche Contribution ... Als die ... Monat vorhergesagt beliese, soll er sämtliche Erben von ihren Forderungen fallen lassen, damit aus dem Fall ... der Besitzer die Contribution abtragen kann. Der Tochter hat der Besitzer versprochen 2 Tonnen Roggen wenn Sie zu Ehren kommt (Anmerkung: vermutlich im Sinne von: als Mitgift, wenn sie sich verheiratet). Die Mutter bekommt zu ihrem Abschied je einen Scheffel Saat aus dem Kamp, aus dem hinteren Kamp, aus Hohenstimers Kamp das mittelste Teil, aus dem Kamp bei der Hirtenkatedas Teil, aus dem Bast das vorderste Teil, aus der alten Erle das vorderste Teil, aus der Koppel und aus dem Mohrbekskamp (Anmerkung: insgesamt also acht Scheffel).

 

16. Vorfahren von Kürassier Johann Andreas Wachsmuth aus Göttingen

1736 ist ein Nachfahre von Hans Waßmoth als Kürssier nach Hadersleben in Jütland gezogen und dessen Nachkommen kamen über Söder-Sejelv, Aventoft und Hoyer nach Tinnum auf Sylt. Der älteste bekannte Vorfahre aus der Familie Wachsmuth ist Hans Waßmoht, der um 1585 geboren wurde, vermutlich aber nicht aus Göttingen stammt, da er nicht im Bürgerbuch verzeichnet ist. Er hat am 10.01.1613 die Jungfrau Treise geheiratet und starb mit 79 Jahren. Sein Sohn Hans Hermann Wachsmuth (getauft am 10.05.1633 und begraben am 25.03.1695) wurde am 24.01.1657 in Göttingen eingebürgert und hat nur drei Tage später am 27.01.1657 die um 1635 geborene Catharina Knuppel geheiratet.  Er hat als Hutmacher und Filzmacher 2. Klasse gearbeitet, 1689 erwirbt er ein Brauhaus in Göttingen. Hans Hermann wird knapp 62 Jahre alt und am 25.03.1695 auf dem Friedhof von St. Albani beerdigt, im Kirchenbuch wird hierzu vermerkt: „Am 25.03.1695 auf ehrliche Weise mit christliche Ceremonie begraben“. Seine Frau überlebt ihn um 17 Jahre und stirbt mit ca. 76 Jahren, sie wird am 24.01.1712 beerdigt.

Catharina und Hans Herman Waßmuth bekommen mindestens zwei Söhne, der ältere Sohn Jost wird um 1670 geboren, mehr ist über ihn bislang nicht bekannt. Der jüngere Sohn Hans Casper Waßmuht wurde am 27.05.1672 getauft und am 20.04.1704 in Göttingen eingebürgert. Der „Hutmacher Hans Herman Waßmuth mit Brauhaus, Frau Catrine, zwei Söhnen Jost und Hans Caspar und einer Kleinmagd“ findet sich in der gedruckten Kopfsteuerbeschreibung für Göttingen von 1689. Wie sein Vater wurde Hans Casper Hutmacher (2. Klasse), er hat am 01.04.1704 Marie Catherina Willigen (getauft in Göttingen am 14.11.1686) geheiratet. 

Maria Catharina ist eine Tochter des Göttinger Ziegelmeisters Andreas Willigen, der 1663 geboren wurde (Einbürgerung am 30.07.1728) und am 04.01.1686 die um 1670 in Billinghausen geborene Anna Catharina Reuter (eine Tochter von Hans Reuter aus Billinghausen) geheiratet hat. Andreas Willigen war 1689 Geselle beim Ziegelmeister Hans Rudolf in Göttingen und lebt 1711 zusammen mit oder bei seiner Mutter Catharina, er stirbt mit 64 Jahren und wird am 04.01.1728 auf dem Friedhof von St. Albani beigesetzt.  Anna Catharina überlebt ihn um acht Jahre und wird am 12.09.1736 ebenfalls auf dem Friedhof von St. Albani beerdigt. Weder für Maria Catharina Willigen noch für ihrem Mann Hans Casper Waßmuth sind die Sterbedaten und Grabstätten bekannt, vermutlich sind sie nicht in Göttingen verstorben. Vielleicht sind sie zusammen mit ihrem Sohn Johann Andreas nach 1736 weggezogen. Die Auszüge stammen aus dem Kirchenbuch von St. Jacobi in Göttingen. 

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